Mittwoch, 29. September 2010

Aufm Dorf

Am vergangenen Wochenende war ich mit einer Freundin aufm Dorf. Wir haben bei ihrer Großtante gewohnt in einem rumpeligen, gemütlichen kleinen Haus an der Wolga.

In diesem sehr urigen Häuschen haben wir gewohnt.

Wasser gab's im Brunnen, gewaschen wurde sich im Garten, das Klo war außerhalb. Drei Katzen, ein Hund und jede Menge Ruhe. Geheizt wurde mit einem riesigen alten Ofen.

Dieser Ofen hat ganz wunderbar geheizt. In dem viereckigen Loch ist eine Herdplatte, weil darunter das Feuer brennt.

Die Alten in dem Dorf sind fast alle gestorben, die Jungen ziehen in die Stadt, zur Arbeit. Müde, windschiefe alte Holzhäuser verfallen entlang der Sandstraße, an der das Dorf liegt. Daneben bauen reiche Moskauer sich regelrechte Villen mit Blick auf die Wolga. Sie kommen am Wochenende wie auf die Datscha, dann wohnen sie hinter zwei Meter hohen blickdichten Zäunen. Aber ich will nicht über irgendwelche Entwicklungen meckern, von denen ich doch recht wenig verstehe. Mein Wochenende war toll: Ich habe mir den Bauch vollgeschlagen mit Hausmannskost, ein alienhaft anumtendes Getränkt probiert,

Dieses Getränk, das es schon in der Sowjetunion gab, heißt "Tarakun". Es schmeckt nach einer Mischung aus Waldmeister und Zahnarzt.

mich in mondklarer Nacht am Wolgaufer am Feuer gewärmt,

Bei Mondschein ist es ganz schön kalt am Wolgaufer. Aber Feuer wärmt. Zwischendurch sind immer wieder Fracht- und Flusskreuzfahrtschiffe vorbeigefahren.

anschließend das lang ersehnte Schaschlik gegessen,

Ich esse ja kaum Fleisch. Aber wenn, dann richtig.

habe zum Ausgleich Dehnübungen gemacht,

Die Wolga ist ein inspirierender Fluss. Ich versuche, die Hausmannskost aus dem Bauch zu dehnen.

bin heldenhaft quer über die Wolga gerudert (stimmt nicht ganz),

Sicher, aber wegen schlechter Gummistiefel nassen Fußes auf der anderen Wolgaseite angekommen. Die Füße trocknen dann in der Sonne, während wir uns für die Rückfahrt mit mitgebrachtem Fisch stärken.

habe dabei im kleinen Ruderboot erst einen Frachter, dann ein Flusskreuzfahrtschiff vorbeifahren sehen (hatte ICH SCHISS!!),

In gefühlten fünf Metern Nähe ist erst ein Frachter, dann ein Flusskreuzfahrtschiff an unserem Ruderboot vorbeigefahren. Fürchtet Euch nicht: Ich war mit Einheimischen unterwegs. Die wissen, wo die Straße ist und wo der Bürgersteig. Die schippern da von Kleinauf quasi jeden Tag auf Fischfang rum.

habe das Spätnachmittagslicht auf der Wolga bewundert,

Ein später Nachmittag Ende September auf der Wolga

bin in einem uralten, sehr eigenwilligen sowjetischen Auto über sandige Buckelpisten im Niemandsland geheizt,

In einem alten, eigenwilligen Auto bin ich am Arsch der Welt über Stock und Stein gefahren. Es hat unglaublich Laune gemacht, ich wollte gar nicht mehr aufhören!

auf einer Schaukel für Mutige geschaukelt,

Diese Schaukel hing einfach im Wald rum: Ein Brett, das an den Rändern eingekerbt war, damit das Seil nicht so leicht abrutscht. Die Schaukel hat beunruhigende Geräusche gemacht.

habe mich im Angeln geübt,

Eine Angel richtig auszuwerfen ist nicht so einfach, wie es aussieht. Ich habe aber durchaus Talent. Angebissen hat allerdings nix.

und die Abendstimmung genossen.

Abendstimmung

Im Wald wäre ich beinahe in ein Spinnennetz gelaufen.

Schockschwerenot, die wilde Natur: Um ein Haar wäre ich im Wald in ein großes Spinnennetz gelaufen. Anschließend war ich aufmerksamer, was meine achtbeinigen Freunde angeht, und habe dieses Exemplar fotografiert.

Außerdem war ich auf einem Waldfriedhof. Ich war sehr angetan: Die Orthodoxen gehen davon aus, dass man den Toten näher ist und besser an sie denken kann, wenn man dabei etwas isst und trinkt. Deshalb sind auf vielen der umzäunten Einzelgräber Tische und Bänke montiert. Da sitzen dann die Leute, unterhalten sich, essen, trinken und gedenken ihrer Toten. Außerdem tun die Leute kaum echte Blumen auf die Gräber, sondern Kunstblumen. Dadurch ist der ganze Friedhof ziemlich bunt.

Auswaerts

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Schöne Bilder. Und klingt nach einer tollen Zeit!
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