Von der Unmöglichkeit sich abzuschotten
Langsam kriege ich einen Koller. Wobei: "Langsam" ist gut, und "kriegen" ist auch gelogen. Langsam habe ich einen Koller.
Es ist laut. Es ist voll. Sie drängeln, sie schubsen, sie laufen dir vor die Füße, sie treten dir in die Hacken, sie bleiben einfach stehen. Die Leute schneiden dich, atmen dich an, sie drücken, sie quetschen. Die U-Bahn schreit lauter als die Kinder in ihr brüllen, lauter als dein i-pod Marilyn Manson spielt. Und es dauert. Mindestens drei, oft vier, manchmal noch mehr Stunden verbringe ich täglich in Moskauer Bussen, U-Bahnen und auf den Wegen dazwischen. In der U-Bahn je nach Berufsverkehrslage - ich sehe zu, dass ich erst gegen elf, halb zwölf in der Redaktion auflaufe, um das unmenschliche Gequetsche zu umgehen -, im Bus je nach Stau. Stau ist auf dem Heimweg eigentlich immer, wenn du vor neun zu Hause sein willst. Und das nicht nur wegen hohen Verkehrsaufkommens: Meistens, wenn doller Stau ist, taucht irgendwann der Grund für die Rumsteherei auf: Ein klitzekleiner Auffahrunfall, bei dem die Kontrahenten die Autos aber auf den anderthalb betroffenen Spuren stehen lassen. Obwohl nicht einmal ein Blinker abgefallen ist. Bei einer kleinen Straße mit drei Spuren pro Richtung merkt man so etwas natürlich. Auf wen die dann warten neben ihren Autos, ist mir nicht ganz klar. Denn schon öfter ist die Miliz mit Blaulicht an Stau und Bus vorbeigebraust, ohne dass sie anschließend am Unfallort zu sehen war.
Was so etwas soll, das weiß ich nicht. Kann man da nicht ein Handyfoto machen und an den Rand fahren mit den Autos? Was soll die ignorante Rücksichtslosigkeit? Alle anderen brauchen nicht fünf Minuten, sondern locker eine halbe Stunde länger nach Hause. Und überhaupt, jetzt mal stauunabhängig: Muss ich mir an den Hintern grapschen lassen, nur, weil ich einem entgegenkommenden Typen nicht ausweiche und seinen aggressiven Blick erwidere? Obwohl der allen Platz zum Ausweichen hat und ich keinen? Obwohl ich hätte langsamer werden und hinter Leuten herlatschen müssen?
In einem deutschsprachigen Reiseführer lese ich folgendes: "Einen direkten Blickkontakt empfinden viele Russen als überheblich und aufdringlich, vor allem Mädchen und junge Frauen schauen ihr Gegenüber selten direkt an, ein Lächeln scheint ihnen ebenfalls nicht angebracht."
Abends spät - und bei manchen auch am Tag - kommt der Alkohol hinzu. Schwanken, Lallen, brutale Fahne. An der U-Bahn-Endstation schlafen Obdachlose, liegen da wie 'Tote.
Ihr merkt: Auch, wenn ich nicht ins oberbayerische Hinterland gehöre - für eine Zehnmillionenstadt bin ich nicht gemacht.
Es ist laut. Es ist voll. Sie drängeln, sie schubsen, sie laufen dir vor die Füße, sie treten dir in die Hacken, sie bleiben einfach stehen. Die Leute schneiden dich, atmen dich an, sie drücken, sie quetschen. Die U-Bahn schreit lauter als die Kinder in ihr brüllen, lauter als dein i-pod Marilyn Manson spielt. Und es dauert. Mindestens drei, oft vier, manchmal noch mehr Stunden verbringe ich täglich in Moskauer Bussen, U-Bahnen und auf den Wegen dazwischen. In der U-Bahn je nach Berufsverkehrslage - ich sehe zu, dass ich erst gegen elf, halb zwölf in der Redaktion auflaufe, um das unmenschliche Gequetsche zu umgehen -, im Bus je nach Stau. Stau ist auf dem Heimweg eigentlich immer, wenn du vor neun zu Hause sein willst. Und das nicht nur wegen hohen Verkehrsaufkommens: Meistens, wenn doller Stau ist, taucht irgendwann der Grund für die Rumsteherei auf: Ein klitzekleiner Auffahrunfall, bei dem die Kontrahenten die Autos aber auf den anderthalb betroffenen Spuren stehen lassen. Obwohl nicht einmal ein Blinker abgefallen ist. Bei einer kleinen Straße mit drei Spuren pro Richtung merkt man so etwas natürlich. Auf wen die dann warten neben ihren Autos, ist mir nicht ganz klar. Denn schon öfter ist die Miliz mit Blaulicht an Stau und Bus vorbeigebraust, ohne dass sie anschließend am Unfallort zu sehen war.
Was so etwas soll, das weiß ich nicht. Kann man da nicht ein Handyfoto machen und an den Rand fahren mit den Autos? Was soll die ignorante Rücksichtslosigkeit? Alle anderen brauchen nicht fünf Minuten, sondern locker eine halbe Stunde länger nach Hause. Und überhaupt, jetzt mal stauunabhängig: Muss ich mir an den Hintern grapschen lassen, nur, weil ich einem entgegenkommenden Typen nicht ausweiche und seinen aggressiven Blick erwidere? Obwohl der allen Platz zum Ausweichen hat und ich keinen? Obwohl ich hätte langsamer werden und hinter Leuten herlatschen müssen?
In einem deutschsprachigen Reiseführer lese ich folgendes: "Einen direkten Blickkontakt empfinden viele Russen als überheblich und aufdringlich, vor allem Mädchen und junge Frauen schauen ihr Gegenüber selten direkt an, ein Lächeln scheint ihnen ebenfalls nicht angebracht."
Abends spät - und bei manchen auch am Tag - kommt der Alkohol hinzu. Schwanken, Lallen, brutale Fahne. An der U-Bahn-Endstation schlafen Obdachlose, liegen da wie 'Tote.
Ihr merkt: Auch, wenn ich nicht ins oberbayerische Hinterland gehöre - für eine Zehnmillionenstadt bin ich nicht gemacht.
auswaerts - 26. Aug, 21:12