Samstag, 7. August 2010

Wo der Aschenbecher ist

In Russland ist ganz viel verboten, aber das finden die meisten Leute nicht so wichtig. Neulich habe ich gelesen, dass die Hälfte aller (von wem, wann und wie auch immer) befragten Russen angibt, Gesetze nur dann zu befolgen, wenn sie ihnen sinnvoll erscheinen. Ich kann mir das gut vorstellen, hört man hier doch, wenn etwas verboten ist, häufig den Kommentar: „Verboten – das bedeutet verboten. Aber wenn es einen sehr danach gelüstet, dann kann es erlaubt sein.“

Folgendes begab sich an der russisch-polnischen Grenze auf der Strecke von Kaliningrad nach Bremen:

Alle Leute in unserem Bus mussten aussteigen und durch die Passkontrolle. Eine Möglichkeit, eine zu rauchen! Das hatten wir hier auch auf dem Hinweg schon getan. Da ich recht weit vorn in der Schlange stand, war ich – trotz erneuter Halblegalität! – schnell durch und zündete mir draußen eine Zigarette an. Ein junger Mann sah das und tat es mir gleich. Eine Grenzerin lief an mir vorbei. Während ich ihr so hinterherschaute, war da ploetzlich ein fettes Rauchen-Verboten-Schild - direkt neben dem Passkontroll-Ausgang. Darunter stand ein Mülleimer. Ich hatte das Schild beim Rausgehen nicht gesehen, weil es in meinem Rücken war. Was also tun? Die frische Kippe ausmachen? Schade drum. Weil die Grenzerin gerade wortlos an mir vorbeigelaufen war, rauchte ich weiter. Mehr Leute gesellten sich hinzu.
Als ich fertig war, sah ich mich nach einem Aschenbecher um (ich wollte nicht so direkt aufs Nichtraucherschild zulatschen mit der Kippe) und erblickte einen solchen auf der anderen Seite des kleinen Passkontrollhaeuschens,hinter einem kleinen Anbau. Hin da, Kippe in den Mülleimer, zurück Richtung Bus geschlendert. In der Hand immer noch den Pass.
Auf einmal schießt ein Mann aus dem Passkontrollhaeuschen-Anbau. Ein Uniformierter. „Junge Frau, wo kommen Sie her?“ Etwas irritiert gucke ich ihn an, halte meinen Pass hoch: „Aus Deutschland.“
"Und wo wollen Sie hin?"
"Zum Bus", sage ich und deute auf das Gefaehrt, das vielleicht 30 Meter weit weg steht.
"Und was haben Sie da gemacht?", bellt er und zeigt in Richtung des Muelleimers, in dem ich meine Zigarette ausgemacht habe.
"Ich habe meine Zigarette in dem Muelleimer ausgemacht." Muss man diesen Leuten eigentlich alles erklaeren?
"Junge Frau", hebt der Uniformierte da streng an, "ERSTENS: Rauchen ist hier verboten." Bedeutungsschwangere Pause, ich soll mich schuldig fuehlen. "Und ZWEITENS ist der Aschenbecher DORT!" Spricht's und deutet auf den Muelleimer unter dem Rauchen-Verboten-Schild. Ich sage weiterhin nichts, er guckt mich kurz irritiert an. Etwas leiser: "Ich meine, der Muelleimer."
Dann verschwindet er wieder in seinem Anbau.
Steffiluna - 8. Aug, 19:14

Ohne Worte, "Grins"

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Kaliningrad - Moskau - Straszburg?

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Schöne Bilder. Und klingt nach einer tollen Zeit!
Lady73 - 15. Okt, 22:17

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