Montag, 20. September 2010

Rostow Welikij I

Gerade komme ich von einem viertägigen Ausflug zurück, will meine Eindrücke schildern - und weiß nicht, wo ich anfangen soll, und wie ich das beschreiben soll, was ich gesehen und erlebt habe.

Von hinten aufrollen geht wohl an Besten, denn die Bilder von heute sind die frischesten. Rostow Welikij hat allem, was uns in den drei vorangegangenen Tagen schwer beeindruckt hat, die Krone aufgesetzt. Dabei hatten wir gestern Abend in Jaroslawl überlegt, gleich nach Moskau zurückzufahren: Kaputt (die Nacht zuvor bis um halb vier in einer fürchterlichen Disko gewesen), und auf mich wartet viel Arbeit unterschiedlicher Natur. Nur, weil wir noch eine billige Absteige am Jaroslawler Busbahnhof gefunden haben, sind wir überhaupt geblieben. Bis kurz vor Mitternacht haben wir Domino gespielt, Bier getrunken und Fernost-Fisch gegessen, heut morgen um neun sind wir mit dem Minibus los. Als einzige zwei Passagiere, auf den beiden Sitzen ganz vorne neben dem Fahrer, eine Dreiviertelstunde mit bestem Ausblick bei sonnigem Weeter nach Süden Richtung Moskau.

Vom Rostower Busbahnhof sind es zehn, 20 Minuten zu Fuß ins Zentrum. Rostow ist eine uralte Stadt, gegründet im 9. Jahrhundert, und eine der Drehscheiben (alt)russischer Kulturgeschichte - genau wie Wladimir, Susdal und Jaroslawl, die anderen Städte, in denen wir seit Freitag Morgen waren. Vom Busbahnhof zum Zentrum läuft man in Rostow einfach immer eine einzige Straße entlang. Es fahren praktisch keine Autos, es ist ruhig und sonnig, die Luft riecht frisch und nach Herbst. Im Schatten ist es noch richtig kühl, also wechseln wir auf die Sonnenseite der Straße. Zwischen Gehweg und Straße verlaufen Grünstreifen voller Büsche und Bäume, deren Blätter oft schon gelb, rot und golden in der Sonne leuchten. Straße und Wege sind schon von heruntergefallenen Blättern bedeckt. Überall leuchtet es herbstlich, dazwischen hält sich noch das Grün des Sommers. Die Häuser links und rechts der Straße sind niedrig, höchstens zwei oder drei Stockwerke. Es gibt moderne Bauten mit verspiegelten Fenstern, vor allem aber ganz viele kleine Holzhäuser mit spielerischen Schnitzereien rund um die Fenster. Die Häuschen sind manchmal ein bisschen rumpelig und windschief aus angenagt wirkendem Holz und in mattem, altem Farbton, und manchmal schnieke rausgeputzt, ganz leuchtend und ordentlich.

Wir überqueren eine Kreuzung, passieren das obligatorische Lenin-Denkmal. Gegenüber eine Wiese vor herbstlich leuchtenden Bäumen - und hinter diesen Bäumen sehen wir, vielleicht 500 Meter vor uns, etwa ein halbes Dutzend zwiebelförmige Kuppeln: Die Kirchen des Rostower Kremls.

Diese Kuppeln, sie sind vor dem knallblauen Himmel leuchtend grau (aber nicht silbern!), gucken wir uns noch ein Weilchen an, während wir ein Stückchen weiter auf einer Bank in der Sonne zum Frühstück picknicken. Weißbrot mit Schmierkäse oder Wurst, dazu Kefir, Banane, Schokoloade. Zwischen uns und den mittlerweile gut zehn Kuppeln - von den Kirchen sind bisher nur Teile der Türme zu sehen - herrscht müdes Treiben: Alle paar Minuten kommt ein Bus auf den asphaltierten Platz gefahren und eine Handvoll Menschen tröpfelt hinaus. Leute mit Taschen und Plastiktüten in den Händen durchqueren das Blickfeld, verschwinden in Bussen, in dem kleinen Geschäft hinter uns oder die Straße hinauf, die links vor uns liegt. Die Straße, an der kleine Geschäfte liegen, die weiter in das dörfliche Städtchen hineinführt.

Nachdem wir dieser Straße gefolgt und durch das rumpelige Städtchen voller charmiger Steinhäuschen mit bunten Lädchen gegangen waren, hat es uns im Kreml die Sprache verschlagen. Wie das war, versuche ich morgen zu beschreiben.

Auswaerts

Kaliningrad - Moskau - Straszburg?

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Oh je! Aber immerhin bist du angekommen. Das ist mehr,...
Lady73 - 15. Okt, 22:20
Wow, schön!
Schöne Bilder. Und klingt nach einer tollen Zeit!
Lady73 - 15. Okt, 22:17

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Geschaefte, die meisten machen grad zu. Tags ist da ein bisschen wie Markt. lles am Leningrader Bhf in Moskau bei Abfahrt nach St. Petersburg

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Zuletzt aktualisiert: 6. Jan, 21:56

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