Und Deutsch?
Ein strahlend schöner Herbstnachmittag, Bewohner meines Hauses stehen und sitzen vorm Eingang, unterhalten sich über dies und das. Schwungvoll rolle ich mit meinem großen Koffer - Teil eines Dreiersets, treue Blogleser werden sich erinnern - um die Ecke: "Guten Tag!" Ich bin zurück aus dem Westen, daher wieder mit Ohrstöpseln unterwegs. "Guten Tag" sage ich immer, denn hier ist Nachbarschaft Trumpf. Gedämpft höre ich eine Frauenstimme, nehme die Stöpsel raus, gucke sie fragend an. Sie wiederholt: "Kommen Sie vom Flughafen?"
"Ja."
"Ach, haben Sie Urlaub gemacht?"
"Naja, sozusagen. Ich war ein paar Tage in Deutschland."
"Oh, und wie ist es da?"
"Nicht so kalt wie hier."
"In welcher Stadt waren Sie denn?"
"In Bremen."
"In einem Hotel?"
"Nein, ich war bei meiner Mutter."
- Pause -
"Bei Ihrer Mutter?"
"Ja."
"Wohnt die da?"
"Ja, klar!"
Irritierter Blick: "Schon lange?"
Ich muss grinsen, sage nichts.
"Spricht Ihre Mutter denn gut Deutsch?"
"Naja, sie ist Deutsche."
Wieder Pause.
"Und Sie?", fragt die Frau weiter, "sprechen Sie denn auch... problemlos Deutsch?"
Jetzt muss ich wirklich lachen und erkläre den Hausbewohnern, dass ich viel besser Deutsch spreche als Russisch, weil Deutsch meine Muttersprache ist. Weil ich jetzt etwas mehr gesprochen habe, hören die Leute auch Akzent und sicherlich irgendwelche Fehler. Sie sagen nichts mehr, also verabschiede ich mich und rolle meinen Koffer ins Haus.
Zwei Minuten später komme ich wieder raus, weil ich noch einkaufen muss. Auf dem Rückweg vom Dixi-Markt sprechen die Hausbewohner mich wieder an:
"Entschuldigung, dürfen wir Ihnen eine Frage stellen?" Ein mittelalter Mann sagt das.
"Sicher."
"Wie ist das Leben so in Deutschland?"
Ich überlege kurz. "Naja, es ist einfacher als hier."
"Inwiefern?"
"Hm, also Essen ist genauso teuer. Aber die Löhne sind höher. Alle haben Krankenversicherung."
"Aha, alle haben also mehr Geld."
"Ja-nee, nicht direkt. Die Mieten sind viel, viel höher."
"Das habe ich auch gehört", sagt der Mann. "Bis zu 50 Prozent des Einkommens, oder?"
So ungefähr, sage ich.
Weiter geht's mit den üblichen Eckdaten über meine Heimat: Durchschnittlohn, Durchschnittsrente, Steuersatz.
"Stimmt es", fragt der Mann mich, "dass die Leute in Ostdeutschland - Sie wissen schon, Ostdeutschland, das mal DDR war, zur Sowjetunion -, stimmt es, dass die ihr altes Land zurückhaben wollen? Dass es ein Referendum geben soll?"
Meine Frage an Euch: Ist die Titanic-PARTEI ihrem Ziel einen Schritt nähergerückt? Habe ich etwas verpasst?
Ich habe zu dem Mann gesagt, dass manche sich sicherlich die DDR zurückwünschen, die meisten aber meines Wissens nicht. Vielleicht sind die 20-Jahre-Deutschland-Hurrafeiern irgendwie in verfremdetem Kontext in die russischen Medien gelangt? Bevor ich ansetzen kann, von der Einheitsfeierei zu erzählen, fängt der Mann wieder mit dem Referendum an. Dass hier auch so etwas geplant sei. Im Nachhinein ärgere ich mich ein bisschen, dass ich da nicht weiter nachgehakt habe. Kommt die Sowjetunion wieder? Das Gespräch ist irgendwie anders abgedriftet.
"Ja."
"Ach, haben Sie Urlaub gemacht?"
"Naja, sozusagen. Ich war ein paar Tage in Deutschland."
"Oh, und wie ist es da?"
"Nicht so kalt wie hier."
"In welcher Stadt waren Sie denn?"
"In Bremen."
"In einem Hotel?"
"Nein, ich war bei meiner Mutter."
- Pause -
"Bei Ihrer Mutter?"
"Ja."
"Wohnt die da?"
"Ja, klar!"
Irritierter Blick: "Schon lange?"
Ich muss grinsen, sage nichts.
"Spricht Ihre Mutter denn gut Deutsch?"
"Naja, sie ist Deutsche."
Wieder Pause.
"Und Sie?", fragt die Frau weiter, "sprechen Sie denn auch... problemlos Deutsch?"
Jetzt muss ich wirklich lachen und erkläre den Hausbewohnern, dass ich viel besser Deutsch spreche als Russisch, weil Deutsch meine Muttersprache ist. Weil ich jetzt etwas mehr gesprochen habe, hören die Leute auch Akzent und sicherlich irgendwelche Fehler. Sie sagen nichts mehr, also verabschiede ich mich und rolle meinen Koffer ins Haus.
Zwei Minuten später komme ich wieder raus, weil ich noch einkaufen muss. Auf dem Rückweg vom Dixi-Markt sprechen die Hausbewohner mich wieder an:
"Entschuldigung, dürfen wir Ihnen eine Frage stellen?" Ein mittelalter Mann sagt das.
"Sicher."
"Wie ist das Leben so in Deutschland?"
Ich überlege kurz. "Naja, es ist einfacher als hier."
"Inwiefern?"
"Hm, also Essen ist genauso teuer. Aber die Löhne sind höher. Alle haben Krankenversicherung."
"Aha, alle haben also mehr Geld."
"Ja-nee, nicht direkt. Die Mieten sind viel, viel höher."
"Das habe ich auch gehört", sagt der Mann. "Bis zu 50 Prozent des Einkommens, oder?"
So ungefähr, sage ich.
Weiter geht's mit den üblichen Eckdaten über meine Heimat: Durchschnittlohn, Durchschnittsrente, Steuersatz.
"Stimmt es", fragt der Mann mich, "dass die Leute in Ostdeutschland - Sie wissen schon, Ostdeutschland, das mal DDR war, zur Sowjetunion -, stimmt es, dass die ihr altes Land zurückhaben wollen? Dass es ein Referendum geben soll?"
Meine Frage an Euch: Ist die Titanic-PARTEI ihrem Ziel einen Schritt nähergerückt? Habe ich etwas verpasst?
Ich habe zu dem Mann gesagt, dass manche sich sicherlich die DDR zurückwünschen, die meisten aber meines Wissens nicht. Vielleicht sind die 20-Jahre-Deutschland-Hurrafeiern irgendwie in verfremdetem Kontext in die russischen Medien gelangt? Bevor ich ansetzen kann, von der Einheitsfeierei zu erzählen, fängt der Mann wieder mit dem Referendum an. Dass hier auch so etwas geplant sei. Im Nachhinein ärgere ich mich ein bisschen, dass ich da nicht weiter nachgehakt habe. Kommt die Sowjetunion wieder? Das Gespräch ist irgendwie anders abgedriftet.
auswaerts - 4. Okt, 21:52